Kissinger SC vs. HCD go2 36:32 (15:17)

Mit gemischten Gefühlen fuhr man an diesem Samstag zu den Tabellennachbarinnen aus Kissing. Zwar hatte man in der Woche zuvor mit einer durch die Bank bravourösen Leistung gegen Haunstetten gezeigt, welches Potenzial in der Mannschaft steckt, jedoch blieb die Frage offen ob diese Großtat auch mit nur 8 Spielerinnen möglich sei. Noch vor der Partie wurde jeder Außenstehenden klar, welche Aufgabe vor den Gröbis zu stehen schien: ein lautstarker, trotz der Niederlage gegen Biessenhofen-Marktoberdorf hungriger Haufen aus 14 Spielerinnen trat dem doch recht kompakten Verbund aus Gröbenzell entgegen. Doch ließ man sich nicht einschüchtern und trat der vollen Bank auf der Gegenseite mutig entgegen.

Was zur Beginn der Partie folgte war ein offener Schlagabtausch beider Mannschaften: Kissing kam immer wieder durch Rotationen im Rückraum zu guten Abschlüssen aus der zentralen Fernwurfzone, Gröbenzell hingegen bot durch gutes Tempospiel und konsequentes Durchbrechen viele Abschlüsse aus nächster Nähe. Keine der beiden Mannschaften schien ein adäquates Mittel gegen den jeweiligen Angriff zu finden, und so setzte sich dies bis zur 10. Minute fort, wobei sich ab diesem Zeitpunkt die „Braveful Eight" bis zur ersten Auszeit der Heimmannschaft mit 7:10 absetzen konnten (15:48).

Auch nach der Auszeit gelang es den Gröbis bis zur 18. Minute ihren Vorsprung weiter auszubauen (8:13). Doch kam es neben den ersten Hinausstellungen auch durch unglückliche Situationen im Angriff zu weiteren kurzzeitigen Ausfällen in der ohnehin schon geschwächten Aufstellung der go2. Der erste mehrminütige Ausfall kam durch Alina Schneider, die durch ihr couragiertes Spiel gegen den gegnerischen Innenblock auf Dauer alte Blessuren reaktivierte und dementsprechend zur undramatischen aber ärgerlichen Behandlung ausgewechselt werden musste. Wenn man die Kaderbesetzung genauer betrachtet, schien nur für die Kreisposition adäquates Rotationspotenzial gegeben zu sein und dies folglich ein Wendepunkt für die Partie zu werden. Aber auch Chiara Rito, wenn auch im Rückraum auf einer etwas unorthodoxen Position spielend, brachte vor allem durch ihre Präsenz in der Abwehr und Ballsicherheit im Angriff Qualität in die Reihe des Rückraums.

Nichtsdestotrotz hinterließen die mangelnden Möglichkeiten des Kaders ihre Spuren und nach einer längeren Durststrecke nahm man beim Stand von 12:14 die erste Auszeit (24:02). Kampfgeist und klare Aufgabenverteilung in der Abwehr wurden gefordert und auch die Mannschaft merkte, dass gegen den Angriff aus den Kissinger Reihen mehr zu holen sei. Durch die mäßig konsequente Abwehrarbeit konnte bislang auch Daniela Schnitzler nicht an ihre Leistung der letzten Wochen anknüpfen, die vor allem gegen ihren ehemaligen Verein aus Haunstetten maßgeblich zum Erfolg beigetragen hatte. So gelang es den Gröbenzeller Damen zwar mit 15:17 in die Pause zu gehen, jedoch war eines klar: mit gleicher Abwehrleistung würde Kissing früher oder später durch Kaderbreite das Ruder an sich reißen. Zu Beginn der zweiten Halbzeit gelang es Kissing durch mehrere Perioden Gröbenzeller Unterzahl zur 37. Minute das erste Mal auszugleichen (20:20). Durchaus fragwürdige Entscheidungen seitens des Schiedsrichtergespanns bezüglich der Härte des Spiels auf beiden Seiten brachten unnötige Unruhe in das Aufbauspiel der Damen, und auch die zweite Zwangspause kam dem Spiel der go2 und dem Torriecher Katrin Friedrichs nicht zu Gute. Zwar konnte die Mannschaft noch bis zur 47. Minute mithalten (28:28), musste dann aber durch mangelnde Kaderbreite, überhastete Abschlüsse im Angriff und zu einfache Abschlussmöglichkeiten seitens Kissing gezwungenermaßen einen Gang zurückschalten.

Eine klare Fehlentscheidung seitens des Schiedsrichtergespanns bezüglich einer Freiwurfsituation nahm den tapfer kämpfenden Mädels in der 54. Minute die Chance das Ergebnis wieder auszugleichen (31:30) und traf die ohnehin am körperlichen Limit arbeitenden Damen durch den Gegentreffer zum 32:30 besonders schwer. In den letzten Minuten schaffte es die Mannschaft dann nicht mehr, den Rückstand zu dezimieren und musste sich am Ende mit 36:32 geschlagen geben. Seitens der acht Damen, die sich der schweren Aufgabe gestellt haben, gilt es großes Lob auszusprechen: sie haben von Anfang bis Ende an sich und einen möglichen Sieg geglaubt und sind der Sensation doch nur knapp entgangen. Mit Kämpferherz und großer Lunge ging es für viele über 60 Minuten auf und ab ohne Sicht auf eine kurze Verschnaufpause, auch im Hinblick auf eine kurze Analyse der individuellen Verbesserungsmöglichkeiten. Ein kurzer Blick von außen wirkte ja schon oft Wunder. Im Hinblick auf die derzeitige Tabellensituation hätte man mit einem Sieg gegen Kissing einen Riesenschritt in Richtung sicherer Tabellenplätze machen können, nicht wenige sprachen heute von einem „Breakpoint". Bezüglich des Kaders kann man hier nur von einer tragischen und unnötigen Ausgangslage sprechen, die klar hätte vermieden werden können. Aber was wäre eine Saison ohne etwas verzichtbare Spannung bis zum Schluss… 
 
Es spielten:Schnitzler (Tor), Nittel (5), Friedrich (7), Schneider (4/1), Rito (1), Salvermoser (5), Müller (5), Spatzenegger (5) 
 
BS