TS-Handballerinen jubeln über bayerischen Pokal Als Gastgeber gewinnt Herzogenaurach zum ersten Mal den Molten-Cup

HERZOGENAURACH - Die Handballerinnen der TS Herzogenaurach haben zum ersten Mal seit 1984 wieder einen bayerischen Titel in die Stadt geholt. Als Gastgeber siegte die TSH am Sonntag beim Molten-Cup.



Der Auftakt des bayerischen Pokalfinales der Frauen gestaltete sich zäher als gedacht. Die TS Herzogenaurach, Tabellenführer der Bayernliga, empfing den Ersten der Bezirksoberliga Alpenvorland HCD Gröbenzell II. Eine klare Sache, sollte man meinen. Der 35:21-Erfolg für die Gastgeberinnen lässt auch einen standesgemäßen Verlauf vermuten, doch die knappe 14:12-Führung zur Pause gibt zu erkennen, welche Mühe die TSH mit dem spielstarken Gegner hatte.
Dies lag zum einen an der Qualität der Gäste, die mit ihrer vorbildlichen 3-2-1-Abwehr die TSH nicht ins Spiel kommen ließ und zahlreiche Verzweiflungswürfe von Probst und Co. provozierte. Kam man aber zu guten Wurfchancen, wurden diese mehrfach kläglich vergeben, oder ein sichere Beute der überragenden Gästetorfrau, diemit ihrem Stellungsspiel und guten Instinkten Schüsse magisch anzog. Da die TSH zudem in der Abwehrarbeit altbekannte Nachlässigkeiten offenbarte, egal ob nun der Gegner selbst von sieben Metern noch unbedrängt zum Wurf kam, oder sich durchgroße Zwischenräume der TS- Abwehr durchzusetzen verstand, es klappte hinten wie vorne lange nicht viel. 
 
Noch waren auch Tore Mangelware, weil man diese leichtfertig vergab. So bedurfte es lange Zeit Einzelaktionen von Erdmann, Mittelheisser und extrem wichtiger Tore vom Kreis, wo sich Lena Mergner immer erfolgreicher durchzusetzen verstand. Selbst die grandiose und stets faire Anfeuerung von Hallensprecher Alfred Weiß, welche sofort auf die rund 200 Zuschauer übersprang, schien zunächst eher die Gäste zu beflügeln.
 
Die richtige Kabinenpredigt
In der Kabine hatte TS-Coach Hans- Jürgen Kästl offensichtlich wieder die richtigen Worte gefunden, denn nachdem sein Team weitere fünf Minuten benötigte, um in die richtige Spur zu finden, erinnerte man sich an das, was dieses Team in den letzten Monaten so stark gemacht hatte, nämlich eine konsequentere Abwehrarbeit und unnachgiebige Laufbereitschaft. Spätestens jetzt wurde ein Klassenunterschied erkennbar, Gröbenzell fiel in wenigen Minuten in sich zusammen, während die TSH mit unerbittlichem Tempohandball, hier besonders herausragend Sarah Stephan, den Widerstand des Gegners brach. Dass TS-Torfrau Michaela Müller auch noch zwei Strafwürfe meistern konnte, war zu viel für ein junges Team, das phasenweise stärker wirkte als einige Bayernligisten die in Herzogenaurach angetreten sind.
 
TSH: Mittelheisser 4, Stephan 8, Egle 3, Bestle 2, Probst 3, Mergner 4, Erdmann 4, Lang 1, Theobald 2, Küffner 1 und Wedrich 3/1
 
 
Im zweiten Halbfinale wurde der ASV Dachau seiner Favoritenrolle gegen das ersatzgeschwächte Team der HSG Dietmannsried/Altusried erst in der zweiten Halbzeit gerecht. Da jedoch demoralisierten der ASV den Gegner zunehmend. Am Ende lautete es 34:23 für Dachau.
 
Das erwartete Finale
So kam es zu dem erwarteten Finale gegen den Gastgeber Herzogenaurach. Wer nun aber glaubte, dass die Kästl-Schützlinge von der viel größeren Pause profitieren würden, immerhin konnte Dachau nur eine gute Stunde durchatmen, der sah sich getäuscht. Der Spielverlauf war fast identisch mit jenem des Punktspieles beider Mannschaften an selber Stätte vor acht Wochen. Erneut zeigten die Gäste zunächst eine deutlich kompaktere Abwehr, erneut waren ihre Positionsangriffe besser strukturiert und wie damals versetzte Kreisläuferin Spatz die TS in Verlegenheit. Die Gastgeberinnen hatten wieder Anlaufschwierigkeiten und obwohl man ständig ein bis zwei Tore vorne lag, ließ Dachau sich nicht abschütteln.Gestützt auf eine aggressive 6:0-Abwehr spannten sie die nun rund 500 Zuschauer lange auf die Folter. Wie hilfreich dass es Hallensprecher "Alf" gerade in dieser Phase gelang das Herzogenauracher Handballpublikum aus der Reserve zu locken.Kein Ruhekissen
Der 13:11-Halbzeitstand war an sich kein angenehmes Ruhekissen in der Pause, zu "giftig" hatten sich die körperlich kleineren Akteure des ASV in ihre Gegnerinnen "verbissen", ohne jedoch die sportliche Fairness zu überschreiten, was auch zwei hervorragende Schiedsrichter verhindert hätten. Das enge Beieinander mit knappen Führungen für die TSH hielt noch weitere 20 Minuten an. Dann kam jedoch die entscheidende Phase, welche von TS- Torfrau Martina Ebersberger ausgelöst wurde: Zunächst meisterte sie einen Strafwurf, danach rettete "Martini" innerhalb von zwei Minuten drei Mal derart spektakulär gegen frei positionierte Gegnerinnen, dass diese fast in sich zusammen fallen schienen, zumal das Kästl- Team alle Aktionen ihrer Torfrau postwendend mit Gegenstößen abschließen konnten. Spätestens hier nun erlahmte der Widerstand des ASV.Auch wenn man den Spielplan mit dem geringen Pausenvorteil für die TSH berücksichtigt, auch wenn man weiß dass der ASV ebenfalls ersatzgeschwächt war und nur zwei Wechselspielerinnen einsetzen konnte, dem neuen bayerischen Pokalsieger gebührt ein riesiges Kompliment auch für den inneren Zusammenhalt und die Spielfreude. Sie hatten schon in den vergangenen Monaten gar manches Spiel über ihre tolle Moral und Kondition für sich entschieden. Hier aber wo es an einem Tage um alles oder nichts ging, schafften sie in beiden Begegnungen die anfängliche Nervosität mental in den Griff zu bekommen. Torfrau Annika Bernhardt wird den Meisterschaftsendspurt leider nicht mehr mitmachen, denn sie ist nach München verzogen. Michaela Müller hat sie am Sonntag aber sehr gut vertreten. Aus einem tollen Kollektiv tat sich im Finale die junge Laura Wedrich hervor, die selbst bei diesem Druck alle sechs Siebenmeter-Würfe souverän verwandelte.Bürgermeister German Hacker sagte: "Es ist natürlich Spitzenklasse wenn man auf eigenem Boden der eigenen Mannschaft diesen Pokal überreichen kann, großartig was Mannschaft, Trainer und die Abteilung hier geleistet haben". Trainer Kästl, der sich zunächst eher nach innen zu freuen schien, meinte dann aber sichtlich berührt: "Das war ein typisches Pokalspiel und kämpferisch auf höchsten Niveau. Große Anerkennung an den ASV, der sich erneut als bärenstarker Gegner erwies." Zwar habe es sich sein Team mit leichten Fehlern lange unnötig schwer gemacht: "Dennoch ist dieser Erfolg, den wir unbedingt wollten, eine großartige Krönung unserer Pokalambitionen."TSH: Ebersberger, Müller; Kräck, Mittelheisser 3, Stephan 3, Egle 1, Wedrich 9/7, Probst 4, Merner 2, Erdmann 4, Lang, Bestle 1,Theobald und Küffner 2. 
 
http://www.nordbayern.de/region/hoechstadt/ts-handballerinen-jubeln-uber-bayerischen-pokal-1.5863713?rssPage=bm9yZGJheWVybi5kZQ==